Seit 1996 nun zum 13. Mal, hat der Kreisseniorenrat Calw in diesem Jahr den Seniorensozialpreis ausgeschrieben. Ganz wichtige Partner für uns sind dabei die Sparkasse Pforzheim Calw und im Wechsel der Rotary Club Nagold – Herrenberg sowie der Lions Club Calw-Hirsau.

Mit diesem Preis werden einzelne Seniorinnen und Senioren, aber auch Gruppen oder Teams geehrt, die sich für andere Menschen in besonderer Weise und über einen längeren Zeitraum engagieren. Wir möchten damit – wie schon öfter gesagt – die „Neue Kultur des Alters und des Alterns“ deutlich machen. Seniorinnen und Senioren wollen nicht immer nur die Umsorgten und „Betüttelten“ sein, sondern getreu dem Motto „der Langlebigkeit verpflichtet“ selbst handeln und sich engagieren.

Auf die Ausschreibung 2020 wurden 13 Einzelpersonen und elf Gruppen beziehungsweise Teams vorgeschlagen. Es ist eine wunderbare breit gefächerte Liste von herausragenden Beispielen für langjähriges, vorbildliches und vor allem ehrenamtliches Engagement unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserem Landkreis.

Dafür allen ein ganz herzliches Dankeschön.

Die Jury, bestehend aus Vertretern des Kreisseniorenrats, der Sparkasse und des Rotary Clubs, waren begeistert. Um so schwieriger gestaltete sich dann die Auswahl der Preisträger. Man war sich einig, dass eigentlich alle Nominierten einen Preis verdient hätten. Aber so ist es nun mal: Nicht alle können mit einem Preis belohnt werden. Dank gebührt an dieser Stelle auch den Damen und Herren, die Vorschläge eingereicht haben. Wenn es dieses Mal nicht gereicht hat, dann besteht in zwei Jahren wieder Gelegenheit, die Genannten neu zu nominieren. Es wird auch einen 14. Seniorensozialpreis geben.

Wegen der „komischen“ Zeit, bedingt durch das Corona-Virus, können dieses Jahr die Preise nicht in einer angemessenen und würdigen Veranstaltung im Sparkassengebäude in Calw übergeben werden. Dies haben der Kreisseniorenrat Calw und die beiden Sponsoren Sparkasse Pforzheim-Calw und Rotary Club Nagold-Herrenberg gemeinsam entschieden. Die ursprünglich ins Auge gefasste Verleihung am 19. Juni 2020 musste abgesagt werden.

Wir haben uns deshalb entschieden, die Preisträger schon in dieser Ausgabe von „Alter aktiv“ zeitnah zu würdigen.

Der Seniorensozialpreis 2020 ist mit 4800 Euro ausgestattet. Nachdem sich der Kreisseniorenrat über Zuwendungen, Fördergelder und Spenden finanziert, ist er besonders dankbar für die finanzielle Unterstützung, die diesen Preis ermöglicht. Der ganz besondere Dank geht an die Sparkasse Pforzheim-Calw und den Rotary Club Nagold-Herrenberg. Persönlich bedanken wir uns bei Sparkassendirektor Hans Neuweiler und beim Präsidenten des Rotary Club, Herrn Siegfried Katz.

Aus den eingereichten Vorschlägen konnten wir drei Preise an Einzelpersonen und vier Preise an Gruppen/Teams vergeben. Nachdem die öffentliche Preisverleihung wie erwähnt ausfällt, nachfolgend ausführlich die Würdigung der Preisträger:

Gruppen/Teams:

Ein Preis, ausgestattet mit 600 Euro, wird vergeben an das Projekt „Beste Genesung zu Hause“ des Stadtseniorenrats Nagold. Der Projektverantwortliche und Koordinator Dr. Dieter Möhle und seine 14 ehrenamtlichen Mitstreiter, auch „Zeitschenker“ genannt, begleiten Menschen aus Nagold und Umgebung, die nach einem Klinikaufenthalt in Nagold jemand an ihrer Seite wünschen, der sie eine gewisse Zeit unterstützt. Dieses bewusst niederschwellige Angebot steht nicht in Konkurrenz zu hauswirtschaftlichen oder pflegerischen Diensten. Es bietet erste praktische Hilfestellungen an. Beispiele: Botengänge erledigen, Einkäufe tätigen, für Aufmunterung und Sicherheit sorgen und die Zeit bis zu einer anstehenden Reha überbrücken. Gerne helfen und unterstützen die Begleiter/innen bei organisatorischen Fragen wie beim Einsatz eines ambulanten Pflegedienstes, einer Nachbarschaftshilfe, bei Arztbesuchen oder bei Essen auf Rädern und mehr.

Schlagworte wie „Aufmunterung und Unterstützung, damit Sie beruhigt gesund werden können“ und „Beste Genesung zu Hause – eine Brücke aus der Klinik in den Alltag“, beschreiben treffend das große Engagement. Es ist inzwischen auch beispielgebend für andere Kommunen, die ein Krankenhaus in ihrem Gebiet haben. Vorgeschlagen wurde das Projekt von der Stadt Nagold.

Einen weiteren Preis mit 600 Euro erhält das Trauercafé Wildberg der Hospizgruppe Wildberg „Zurück ins Leben“. Seit 2014 engagieren sich fünf Damen ehrenamtlich – die meisten im sogenannten Seniorinnenalter – in einem überkonfessionellen Ergänzungsangebot zur Trauerbegleitung innerhalb der Hospizgruppe Wildberg.

14-tägig werden Samstagnachmittags Treffen organisiert, die regelmässig von bis zu 15 Angehörigen und Hinterbliebenen besucht werden. Dabei gehört die Abholung über einen Fahrdienst von zu Hause ebenso dazu wie das Angebot an Kaffee und Gebäck, das selbst zubereitet wird. Es besteht im Trauercafé die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, sich auszutauschen, gemeinsam zu singen, Geschichten vorzulesen und bei Gesellschaftsspielen mitzumachen. Ergänzt wird das Programm durch Vorträge der Koordinatorin der Sterbebegleitung oder einer Palliativkraft. Den Besuchern wird Zeit und Raum gelassen, das Tempo für ihren Trauerweg nach dem Motto „Trauer braucht Zeit – so wie das Korn die Wärme des Sommers braucht, um reif zu werden“, selbst zu bestimmen. Trotz aller Trauer und innerer Müdigkeit sollen Fröhlichkeit und Freude nicht zu kurz kommen, denn sie gehören wie das Sterben zum Leben. Vorgeschlagen wurde das Team vom Vorsitzenden der Hospizgruppe Wildberg, Gerhard Ostertag.

Ein Preis, dotiert mit 800 Euro, wird vergeben an den Weltladen „ Initiative Eine Welt e.V. Bad Liebenzell“. Gegründet vor rund 30 Jahren, kümmert sich – seit 19 Jahren ununterbrochen – ein zehnköpfiges ehrenamtliches Team um den Weltladen. Dieses wird von weiteren Senioren/Innen unterstützt. Der Weltladen ist täglich vormittags und nachmittags geöffnet. Es werden fair gehandelte Waren, Recyclingwaren und eine kleine Auswahl an Büchern angeboten. Der Schwerpunkt liegt auf Lebens- und Genussmittel. Alle damit verbundenen Arbeiten (Einkauf, Bestellung, Buchhaltung, Schaufenstergestaltung und vieles mehr) werden selbst erledigt. Bei den Waren bestehen Kontakte zu etwa 15 Handelspartnern.

Das Team verfolgt als Ziel, Kleinbauern und Handwerkern in Entwicklungshilfe- und Schwellenländern ein Leben in Würde zu ermöglichen. Sind dies doch meist Menschen am Rande der Gesellschaft: Landlose, Behinderte, Straßenkinder, Zwangsprostituierte usw., die so in Arbeit kommen. Sie werden dadurch finanziell unabhängig und sozial abgesichert. Die Verantwortung liegt bei einem dreiköpfigen Team im Seniorenalter: Doris Heller, Christel Wittwer und Werner Kuschmann. Sofern im Jahr ein Gewinn erwirtschaftet wird, werden Projekte direkt unterstützt. So zum Beispiel die Haitihilfe Aidlingen, Nepalhilfe, Medizinische Projekte in Dörfern Indiens und mehr. Vorgeschlagen wurde der Weltladen von Rose Weidenbach aus Bad Liebenzell.

Einen mit 1000 Euro ausgestatteten Preis erhält das Team „Helga Kohn und Irene Stockinger“ aus Wildberg. Beide Damen sind über 80 Jahre alt und betreuen seit rund 20 Jahren einzelne Bewohner/Innen im Alten- und Pflegeheim Wildberg. Sie kommen regelmäßig zweimal in der Woche nachmittags und bleiben bis zum Abendessen. Die Betreuung und die Besuche umfassen, je nach Verfassung der Bewohnerinnen, Vorlesen, Gespräche, Spazierengehen – auch mit Rollstuhl – und Reichen des Abendessens. Irene Stockinger besucht zudem noch regelmäßig den „Sulzer Tisch“, an dem nicht immer nur Bewohnerinnen aus Sulz am Eck Platz haben, und unterhält sich mit ihnen. Helga Kohn ist zusätzlich immer bereit, das Heim bei Aktivitäten außer Haus zu unterstützen, zum Beispiel jemanden im Rollstuhl zu schieben oder zu betreuen. Solche ehrenamtlichen Dienste an einzelnen Bewohnerinnen ist für diese ein unverzichtbarer wichtiger „Programmpunkt“ bei ihrem Heimaufenthalt. Und das regelmäßig seit 20 Jahren. Vorgeschlagen wurde das Team vom Altentherapeut Uwe Rothenberg vom Alten- und Pflegeheim Wildberg.

Einzelpersonen:

Einen Preis, ausgestattet mit 400 Euro erhält Reingard Fabian aus Gechingen. Seit 1. September1985, also seit sage und schreibe 35 Jahren, leitet sie wöchentlich jeden Dienstagnachmittag die Seniorengymnastik in der Gemeindehalle in Gechingen. Ihre Meinung: „Die Türe ist offen für jeden, der Interesse an der Seniorengymnastik hat“. Die Gruppe besuchen derzeit Seniorinnen im Alter zwischen 70 und 88 Jahren. Gymnastik und Tänze werden altersgerecht auf dem Stuhl sitzend, im Stehen oder im Laufen mit Musik durchgeführt. Reingard Fabian ist für eine abwechslungsreiche Übungsstunde verantwortlich und variiert mit Bällen, Geräten oder Terrabändern. Sie bildet sich regelmäßig in Kursen weiter. Dieses sehr lange Engagement erfüllt sie natürlich ehrenamtlich. Vorgeschlagen wurde Frau Fabian von der Gemeinde Gechingen.

Einen mit Preis in Höhe von 600 Euro erhält Heinz Urbschat aus Haiterbach. Sein Engagement ist so vielfältig, dass hier nur Stichworte möglich sind. Seit Gründung des Mehrgenerationenhaus in Haiterbach 2007 arbeitet er in verschiedensten Projekten mit. Er trat 2007 dem Arbeitskreis BiBer (Bildung und Beruf) bei, der sich damit beschäftigt, Kinder und Jugendliche auf ihrem Bildungsweg zu fördern und zu unterstützen. Als ehemaliger Lehrer ist er auch ehrenamtlicher Pate in einem Projekt des Kreisjugendrings. Dort unterstützt er Kinder und Jugendliche regelmäßig durch Nachhilfeunterricht und bei der Vorbereitung auf Prüfungen und den Berufseinstieg. 2018 war er Mitbegründer des Großprojektes „Werkstatt-Kreativ-Integrativ Haiterbach“. Ziel auch hier, Kindern und Jugendlichen aus sozial oder wirtschaftlich benachteiligten Verhältnissen in Workshops praktische und pädagogische Hilfe für Handwerksberufe zu geben. Im Rahmen des neuen „Tandemprojekts“, das seit 2019 angeboten wird, gibt er wöchentlich Sprachhilfe für ein Ehepaar mit Migrationshintergrund. Heinz Urbschat ist Jahrgang 1940. Vorgeschlagen wurde er von Tabea Peters vom Mehrgenerationenhaus Haiterbach.

Einen Preis, ausgestattet mit 800 Euro, bekommt Heidemarie Schmid aus Bad Wildbad. Sie ist unter anderem engagiert im Verein „DIE BRÜCKE – Hilfe für behinderte Menschen in Bad Wildbad“. Sie ist, so im Schreiben zur Nominierung, quasi „das Gesicht der Brücke in Bad Wildbad“. Seit 1988 im Verein, seit 1990 zweite Vorsitzende und Schriftführerin. Sie trug die Verantwortung bis 2017. Der Verein hat 20 Mitglieder. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, Hilfe für Menschen zu leisten, die in den Rehakliniken in Bad Wildbad einige Wochen verbringen müssen und Unterstützung benötigen. Die Hilfe wird auch den Bewohnern von Bad Wildbad zuteil. Die Ehrenamtlichen erbringen Besuchsdienste, leisten Gesellschaft, kaufen ein oder begleiten Menschen im Kurpark. Die Organisation und die Leitung der Einsätze war viele Jahre lang das Aufgabengebiet von Frau Schmid. Seit wenigen Jahren kann sie körperlich nicht mehr voll mitarbeiten. Sie leistet aber nach wie vor ehrenamtliche Arbeit so gut sie noch kann. Heidemarie Schmid ist Jahrgang 1942. Vorgeschlagen wurde sie von der heutigen Einsatzleiterin des Vereins, Irmlinde Schaudi aus Bad Wildbad.

Wir gratulieren an dieser Stelle allen Preisträgerinnen und Preisträger sehr herzlich und hoffen, dass diese ausgezeichneten Beispiele viele Nachahmer finden.

Eberhard Fiedler Hans Neuweiler Siegfried Katz
Kreisseniorenrat Calw Sparkasse Pforzheim Calw Rotary Club Nagold-Herrenberg

Wir schreiben den Seniorensozialpreis alle zwei Jahre aus. Nach dem Motto „Senioren engagieren sich“ sollen Seniorinnen und Senioren geehrt werden, die sich in besonderer Weise und über einen längeren Zeitraum für andere Menschen einbringen.

Viele unserer älteren Mitbürger engagieren sich ehrenamtlich und opfern dafür Zeit und Geld; meist jedoch im Stillen und weitgehend unbeachtet von der Gesellschaft. Wir wollen die Arbeit solcher Personen oder auch Gruppen würdigen und davon einige auszeichnen.